Wenn man vom Teufel spricht – Eva Menasse: Dunkelblum

Im österreichischen Dunkelblum, im Burgenland an der ungarischen Grenze gelegen, haben die Menschen Verbrechen begangen. Doch sie und ihre Geschichte(n) scheinen größeren Gesetzen zu unterliegen. Gott schaut in die „Puppenhäuser seines Modellstädtchens“; dabei ist er im Bunde mit dem Teufel, der tatkräftig mitgebaut hat an diesem boshaften Dunkelblumer Menschenschlag. Die auch in der Kirche des Ortes anzutreffenden Teufelchen verhöhnen selbst die moralisch integren Bürger. Gerade im Moment der vermeintlichen Aufarbeitung der Naziverbrechen scheinen sie dem Menschen zuzujubilieren: „Das ist nicht das Ende der Geschichte.“ Wartet nur ab!

„Wir werden einfach nicht glücklicher“ – Svenja Flaßpöhler: Sensibel

Svenja Flaßpöhler ist umstritten. Immer wieder gerät sie mit ihren provokanten Äußerungen ins Kreuzfeuer. Dementsprechend vielstimmig fallen die Urteile zu ihrem aktuellen Sachbuch Sensibel aus, indem sie eine Reise durch die Jahrhunderte und verschiedene beteiligte Wissenschaften unternimmt, um das aktuell heiß umkämpfte Thema der gesellschaftlichen Empfindlichkeit zu ergründen. Kein Wunder – denn auch wenn sie sich vornimmt, „frei von Polemik“ zu argumentieren, so liefert sie doch genug Zündstoff, um diejenigen Leser in die Luft gehen zu lassen, die nur darauf warten. Doch wer den Filter beiseitelegen mag, könnte in diesem Buch einen höchst wertvollen Beitrag zur aktuellen gesellschaftlichen Debatte finden.

Dem Abschied ins Auge blicken – Sibylle Schleicher: Die Puppenspielerin

Sarah und Sophie sind Zwillingsschwestern. Mittlerweile Anfang vierzig haben beide ihre eigenen kleinen Familien. Ihr Verhältnis ist seit Beginn ihres Lebens eng, vertraut und liebevoll. Die Phantasiewelt, die sie sich als Kinder erschaffen haben, bewahren sie sich auch im Erwachsenenalter: in Form von Puppentheater. Sophie schreibt die Stücke, Sarah fertigt die Puppen dazu an. Doch dann erkrankt eine der Schwestern und das eingespielte Team sieht sich einem unerbittlichen Prozess aus einander widerstrebenden Gefühlen ausgesetzt.

Weiter lesen – Ruth Klüger: „Wer rechnet schon mit Lesern?“

Ruth Klüger war eine beeindruckende Frau und viel mehr als Zeugin für die Shoah und frühe literaturwissenschaftliche Feministin. Dank dem Göttinger Wallstein Verlag lassen sich die vielfältigen literarischen Interessen Klügers nun in einem sorgfältig edierten Band entdecken. Die neu erschienene Aufsatzsammlung mit bislang unveröffentlichten Texten der 2020 verstorbenen Literaturwissenschaftlerin zeugen von Klügers breiter Kenntnis und leidenschaftlicher Akribie.

Sehnsucht nach der Welt der Fische – Siegfried Lenz: Florian, der Karpfen

Mit Florian, der Karpfen ist ein Märchen des Schriftstellers Siegfried Lenz veröffentlicht worden, sieben Jahre nach dessen Tod. In dem dünnen Buch, das einer Hommage an Lenz gleichkommt, finden sich zudem noch zwei weitere Texte von ihm sowie ein Nachruf. Grund genug sich dieses Märchen des Autors, der vor allem für seinen Nachkriegsroman Deutschstunde bekannt ist, genauer anzusehen.

Kaleidoskop der Sprachbegegnungen – Rita Mielke: Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen

Rita Mielke ist fasziniert von Sprachkontakten. In liebevoll illustrierten Kurzportraits schildert sie vielgestaltige Sprachbegegnungen vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart und die Vielfalt von menschlichen Begegnungen, in denen diese eingebettet sind. Dabei teilt die Autorin charmant und eingängig ihre Neugierde und Leidenschaft für Sprache.