„Es gibt nichts Individuelleres als die Fiktion“ – Interview mit Julia Franck

Julia Franck zählt zu den wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, ihre Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, ihre Kurzgeschichten finden sich immer wieder in Schulbüchern. In ihrem neuen Roman Welten auseinander erzählt die Berliner Autorin von den Brüchen und Tiefen einer ungewöhnlichen Jugend, der Emanzipation von familiären Banden und davon, welche Bedeutung das Erinnern und Schreiben für all das haben kann. Im Interview schildert Julia Franck ihre Wahrnehmung des Krieges in der Ukraine, reflektiert Entwicklungen des deutschsprachigen Literaturbetriebs und erläutert ihr Unbehagen gegenüber Gerhart Hauptmann.

Interview: Von Texten und Textilien

Freiburg im September 2020. Die Universitätsstadt scheint sich an die neue Normalität der Corona-Pandemie gewöhnt zu haben. Während die Universität geschlossen bleibt, sind die Straßencafés der Innenstadt gut besucht. Susanne Bader, Geschäftsführerin der berühmten Buchhandlung „Zum Wetzstein“, hat im vergangenen Jahr ihr Geschäft in seiner bekannten Form geschlossen, während des Lockdowns grundlegend renoviert, um seit diesem Sommer nun ein neues und schlankeres Konzept zu verfolgen. Ein Gespräch über die Geschichte des Wetzsteins und die in neuen Zusammenhängen gedachte Buchhandlung der Zukunft, über wünschenswerte Langsamkeit im Literaturbetrieb und über Jan Böhmermanns Medienkritik.

Als der Frieden nur im Bienenstock zu finden war – Norbert Scheuer: Winterbienen

Die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist in der deutschsprachigen Literatur seit jeher ein kontroverses und polarisierendes Thema. Wie lässt sich umgehen mit den Gräueltaten, den einsamen Tiefpunkten von Barbarei und Terror, dem unermesslichen Leid, der Frage von Schuld und Verantwortung, der bisweilen verschwimmenden Grenze von Täter- und Opferrolle? Und wie schließlich kann es gelingen, die Banalität des Alltags dieser Zeit literarisch, und damit künstlerisch zu durchformen? Norbert Scheuer entwirft in Winterbienen in stillen, unaufgeregten, bisweilen lakonischen Tönen Antworten auf diese Fragen und legt nebenbei einen der modernsten und einnehmendsten Romane der Gegenwartsliteratur vor.