Spätestens seit Spitzweg ist klar: Eckhart Nickel gehört zu den ganz großen deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Prosa schert sich nicht um aktuelle Stilvorschriften. Durch ihren ins Altmodische ragenden Formwillen hat sie vielmehr etwas Zeitloses, das jedoch wiederum durch ihre Lässigkeit durchbrochen und in die Gegenwart geholt wird. Seine Romane sind unheimlich raffiniert gebaute Kunstwerke von erhabener Schönheit. Sie sind Ergebnisse einer tiefschürfenden Beschäftigung mit den großen Fragen des Lebens. Dank großer literarischer Könnerschaft wirkt dies jedoch beinahe mühelos. Wie macht er das?
Autor: Pascal
„Spezieller Narr vor seinem speziellen Narrenkasten“ – Peter Handke: Zwiegespräch
Peter Handkes neues Buch ist ein Interview des Autors mit sich selbst. Als letzter Mohikaner, dem die Sprache noch etwas bedeutet, inszeniert sich der Nobelpreisträger in Zwiegespräch. Für ein so dünnes Buch wird etwas wenig erzählt und dafür umso mehr lamentiert.
„Die Spuren, die er gelegt hat“ – Zum 80. Geburtstag von Thomas Bader
Wirklich nahegekommen ist Thomas Bader kaum jemand. Selbst bei langjährig vertrauten Kunden und Gesprächspartnern wahrte der Buchhändler „die Eleganz der Distanz“, wie es Karl-Heinz Ott anlässlich des Abschiedsabends für Thomas Bader einmal ausdrückte. Wer war also der 2014 verstorbene, langjährige Inhaber der Buchhandlung zum Wetzstein? Eine Spurensuche in Dokumenten und Berichten von Weggefährten und Vertrauten.
Migrant*innen ohne Eigenschaften – Nadire Biskin: Ein Spiegel für mein Gegenüber
Muss man sich individuelle Erfahrungen leisten können? Nadire Biskin baut ihren Debütroman jedenfalls auf dieser These auf. Und sie scheint davon so überzeugt zu sein, dass sie pädagogisch auf ihr Publikum im Sinne dieser Einsicht einzuwirken versucht. Dabei kann schwerlich ein guter Roman herauskommen.
Ach, was der Mann für’n Künstler war! – Manfred Krug: Ich sammle mein Leben zusammen
Muss man die Tagebücher des Telekom-Werbeonkels und Fernsehtruckers Manfred Krug lesen? Eindeutig ja! Denn Krug war viel mehr. Unter anderem ein begabter Schriftsteller.
Hat die Literatur versagt? – Interview mit Uwe Wittstock
Was kann die Literatur leisten, wenn ein Diktator nach der Macht greift? Der Literaturkritiker Uwe Wittstock hat einen packenden Bericht über die ersten Wochen der Nazi-Diktatur geschrieben. Binnen weniger Wochen wurde damals die Öffentlichkeit gleichgeschaltet, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller mussten sich ad hoc positionieren. Nur wenige taten sich durch Zivilcourage hervor. Trotz aller Bitternis weiß Wittstock von kleineren und größeren Siegen der Literatur zu berichten.
Nazis und Rote auf dem Dorfe – Anna Seghers: Der Kopflohn
Anna Seghers war sich schon 1933 sicher, was Hitlers Aufstieg ermöglichte: Die ungeklärte soziale Frage trieb die Bauern den Nazis in die Arme. Wenig überraschend für eine Kommunistin. Doch ihre Romane schrieb sie nicht als Politaktivistin, sondern als einfühlsame Beobachterin menschlichen Strebens und Leidens. Der Kopflohn ist ein kleines Meisterwerk.
Weiter lesen – Ruth Klüger: „Wer rechnet schon mit Lesern?“
Ruth Klüger war eine beeindruckende Frau und viel mehr als Zeugin für die Shoah und frühe literaturwissenschaftliche Feministin. Dank dem Göttinger Wallstein Verlag lassen sich die vielfältigen literarischen Interessen Klügers nun in einem sorgfältig edierten Band entdecken. Die neu erschienene Aufsatzsammlung mit bislang unveröffentlichten Texten der 2020 verstorbenen Literaturwissenschaftlerin zeugen von Klügers breiter Kenntnis und leidenschaftlicher Akribie.
Road to nowhere – Ronja von Rönne: Ende in Sicht
Das neue Buch von Ronja von Rönne wäre eigentlich nicht der Rede wert. Die publizistische Aktivität der Autorin rund um die Veröffentlichung Ihres Romans machen die Angelegenheit aber zu einem interessanten Fall für die Literaturkritik. Darf man ästhetische Kriterien an ein Buch anlegen, das die Autorin Ihrer Depression abgetrotzt hat?
Komm! Ins Offene, Freund! – Ingeborg Gleichauf: Hannah Arendt und Karl Jaspers
Wie häufig sind gelingende Gespräche? Gespräche, in denen wirklicher Austausch stattfindet, beide Beteiligten etwas gewinnen und nicht bloß Mauern aus längst schon feststehenden Standpunkten aufgetürmt werden? Ein Beispiel für ein lebenslang gelingendes Gespräch hat sich die Biographin und Sachbuchautorin Ingeborg Gleichauf vorgenommen. Ihr Buch weckt Sehnsucht nach echter Freundschaft.