Hat die Literatur versagt? – Interview mit Uwe Wittstock

Was kann die Literatur leisten, wenn ein Diktator nach der Macht greift? Der Literaturkritiker Uwe Wittstock hat einen packenden Bericht über die ersten Wochen der Nazi-Diktatur geschrieben. Binnen weniger Wochen wurde damals die Öffentlichkeit gleichgeschaltet, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller mussten sich ad hoc positionieren. Nur wenige taten sich durch Zivilcourage hervor. Trotz aller Bitternis weiß Wittstock von kleineren und größeren Siegen der Literatur zu berichten.

Weiter lesen – Ruth Klüger: „Wer rechnet schon mit Lesern?“

Ruth Klüger war eine beeindruckende Frau und viel mehr als Zeugin für die Shoah und frühe literaturwissenschaftliche Feministin. Dank dem Göttinger Wallstein Verlag lassen sich die vielfältigen literarischen Interessen Klügers nun in einem sorgfältig edierten Band entdecken. Die neu erschienene Aufsatzsammlung mit bislang unveröffentlichten Texten der 2020 verstorbenen Literaturwissenschaftlerin zeugen von Klügers breiter Kenntnis und leidenschaftlicher Akribie.

Komm! Ins Offene, Freund! – Ingeborg Gleichauf: Hannah Arendt und Karl Jaspers

Wie häufig sind gelingende Gespräche? Gespräche, in denen wirklicher Austausch stattfindet, beide Beteiligten etwas gewinnen und nicht bloß Mauern aus längst schon feststehenden Standpunkten aufgetürmt werden? Ein Beispiel für ein lebenslang gelingendes Gespräch hat sich die Biographin und Sachbuchautorin Ingeborg Gleichauf vorgenommen. Ihr Buch weckt Sehnsucht nach echter Freundschaft. 

Täter-Opfer-Umkehr – Sylvia Wage: Grund

Jemanden über Jahre im eigenen Keller zu verstecken, ohne dass es irgendwer bemerkt, haben wohl die meisten für unmöglich gehalten. Bis sie die Geschichte von Natasha Kampusch erfuhren. Dass ein Vater seinen Kindern jemals etwas antuen könnte, werden wohl ebenfalls die meisten für unglaublich halten. Auch wenn es andauernd passiert. Und so schauen sie womöglich auch dann noch weg, wenn es sich in ihrem unmittelbaren Umfeld ereignet. Sylvia Wages Ich-Erzählerin hat so etwas erlebt. Indem sie erzählt, wie sich ihre Heldin gegen ihr Schicksal wehrt, protestiert die Autorin eindrucksvoll gegen die Ungerechtigkeit.

„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten“ – Faust und die Faszination des Figurentheaters

Höllenfahrt und Auerbachs Keller, Walpurgisnacht und Gretchentragödie – alle großen Szenen aus Goethes Faust überführt Karl Huck in seinem Hiddenseer Faust in die Welt des Figurentheaters. Genauer müsste man sagen: Er führt den Stoff zurück an seinen Ursprungsort. Denn als Puppentheater lernte Goethe die tragische Geschichte um den lebenssüchtigen Gelehrten Faust kennen. Und als Puppentheater entfaltet der Stoff denn auch Dimensionen, die im klassischen Sprechtheater verborgen bleiben. Über eine Theatertradition auf der Insel Hiddensee und den faszinierendsten Faust aller Zeiten.