Als „Zeitalter der Extreme“ hat der Historiker Eric Hobsbawm bekanntermaßen die Geschichte des 20. Jahrhunderts überschrieben. Kriege, Diktaturen, Terrorregime und Menschheitsverbrechen sondergleichen bildeten das historische Gerüst des letzten Jahrhunderts. Gebaut wie gelitten daran hat der Mensch. Ausschnitte des Menschseins in Ausnahmesituationen zu zeigen, ist immer schon ureigenes Anliegen der Literatur. Zora del Buono eröffnet mit ihrem neuen Roman ‚Die Marschallin‘ nun eine weitere Perspektive auf jene Extremzeit, indem sie das Leben ihrer gleichnamigen Großmutter in Süditalien vor, während und nach dem 2. Weltkrieg ins Bild rückt. Der Roman versteht sich dabei als Doppelportrait von Epoche und Mensch: Am subjektiven Empfinden und Erfahren der Figur soll jene Zeit eingefangen werden. Doch sind Hauptfigur und ihre Umwelt überzeugend in Szene gesetzt?
Schlagwort: Kommunismus
Vom Leben und Kämpfen für ein Ideal, und der Enttäuschung – Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos
Anne Weber bricht in ihrem neuen Buch ganz bewusst mit der Tradition, indem sie eine Heldin in den Mittelpunkt eines Epos stellt – ein echtes Novum, sind doch die bekanntesten unter ihnen zwar nicht ausnahmslos, aber doch vor allem voll mit männlichen Helden. Sie entfernt sich in diesem Epos auch vom mythologischen Stoff und erzählt stattdessen die Lebensgeschichte einer jungen Frau im 20. Jahrhundert. Anne Beaumanoir, die als Résistance- und FLN-Kämpferin sich gegen Unrecht und für die Befreiung einsetzt, gerät in die ambivalente Situation, erst als Volksheldin bejubelt und dann als Volksverräterin bestraft zu werden. ‚Annette, ein Heldinnenepos‘ berichtet vom Einstehen für ein Ideal und von den zahlreichen damit verbundenen Enttäuschungen.