Mit Florian, der Karpfen ist ein Märchen des Schriftstellers Siegfried Lenz veröffentlicht worden, sieben Jahre nach dessen Tod. In dem dünnen Buch, das einer Hommage an Lenz gleichkommt, finden sich zudem noch zwei weitere Texte von ihm sowie ein Nachruf. Grund genug sich dieses Märchen des Autors, der vor allem für seinen Nachkriegsroman Deutschstunde bekannt ist, genauer anzusehen.
Schlagwort: Rezension
Kaleidoskop der Sprachbegegnungen – Rita Mielke: Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen
Rita Mielke ist fasziniert von Sprachkontakten. In liebevoll illustrierten Kurzportraits schildert sie vielgestaltige Sprachbegegnungen vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart und die Vielfalt von menschlichen Begegnungen, in denen diese eingebettet sind. Dabei teilt die Autorin charmant und eingängig ihre Neugierde und Leidenschaft für Sprache.
Komm! Ins Offene, Freund! – Ingeborg Gleichauf: Hannah Arendt und Karl Jaspers
Wie häufig sind gelingende Gespräche? Gespräche, in denen wirklicher Austausch stattfindet, beide Beteiligten etwas gewinnen und nicht bloß Mauern aus längst schon feststehenden Standpunkten aufgetürmt werden? Ein Beispiel für ein lebenslang gelingendes Gespräch hat sich die Biographin und Sachbuchautorin Ingeborg Gleichauf vorgenommen. Ihr Buch weckt Sehnsucht nach echter Freundschaft.
Verdammt, ich lieb‘ Dich – Heinz Strunk: Es ist immer so schön mit dir
Das enfant terrible Heinz Strunk hat einen Liebesroman geschrieben. Beinahe unnötig zu sagen, dass die dargestellte Beziehung natürlich scheitert. Warum dieser Roman ein abhängig machender Katastrophenbericht ist.
„Mehr kann ich nicht“– Dietmar Dath: Cordula killt dich!
Cordula Späth stürzt eines Morgens Ende März 1994 aus dem Fenster und verschwindet. War es Selbstmord? Der Erzähler Dietmar Dath begibt sich auf Spurensuche. Der gleichnamige Autor, Meister der Autofiktion und Kommunist, veröffentlicht die Ergebnisse dieser Suche 1995 als Fünfundzwanzigjähriger im neu gegründeten Verbrecher Verlag. Fünfundzwanzig Jahre später legt derselbe Verlag Daths Debütroman frisch auf. Fünf neue Kapitel ergänzen den Klassiker aus den Neunzigern mit einer selbstironisch-nachdenklichen Spitze.
Täter-Opfer-Umkehr – Sylvia Wage: Grund
Jemanden über Jahre im eigenen Keller zu verstecken, ohne dass es irgendwer bemerkt, haben wohl die meisten für unmöglich gehalten. Bis sie die Geschichte von Natasha Kampusch erfuhren. Dass ein Vater seinen Kindern jemals etwas antuen könnte, werden wohl ebenfalls die meisten für unglaublich halten. Auch wenn es andauernd passiert. Und so schauen sie womöglich auch dann noch weg, wenn es sich in ihrem unmittelbaren Umfeld ereignet. Sylvia Wages Ich-Erzählerin hat so etwas erlebt. Indem sie erzählt, wie sich ihre Heldin gegen ihr Schicksal wehrt, protestiert die Autorin eindrucksvoll gegen die Ungerechtigkeit.
Ein Mädchen bleibt im Walde – Jessica Lind: Mama
Jessica Linds Mama ist eine modernes Horrormärchen über das Muttersein. Die Erzählung verfolgt eine faszinierende Idee, die eine große Sogkraft entfaltet, auch wenn der Plan nicht immer aufgeht. Ein Buch mit Schwächen und Stärken.
Die Metaphysik einer Familie – Elke Schmitter: Inneres Wetter
Drei erwachsene Kinder um die 50, ihr Vater, der auf seinen 77. Geburtstag zusteuert und die Schwiegertochter – sie bilden die Grundlage von Elke Schmitters Roman Inneres Wetter, der sich dem facettenreichen und schwer fassbaren Beziehungsgeflecht einer bürgerlichen Akademikerfamilie widmet.
Bildrauschen – Olivia Kuderewski: Lux
Der Weg ist das Ziel – ob sich diese zur Phrase verkommene Weisheit für Lux, die Hauptfigur in Olivia Kuderewskis gleichnamigen Roman, am Ende als wahr erweist? Vielleicht müsste der Weg dafür weniger extrem, die Erlebnisse weniger schmerzhaft sein. Vielleicht sind es aber genau diese existenziellen Erfahrungen, die Lux braucht, um wieder einen Halt zu finden.
Diese sehr ernste Inszenierung – Christian Kracht: Eurotrash
Alle reden über Kracht. Reden sie über einen Bluff? Kracht selbst wirft diese Frage in ‚Eurotrash‘ auf. Er stellt zur Disposition, ob der Schriftsteller mit dem Namen Christian Kracht überhaupt je etwas von Wert gesagt, geschweige denn zu Papier gebracht habe. Um über sich selbst und seine Herkunft Klarheit zu gewinnen, schnappt er sich seine Mutter und lässt sich von ihr auf einer Reise durch die Schweiz permanent für seine Nichtsnutzigkeit beschimpfen. ‚Eurotrash‘ ist wie alle Romane von Christian Kracht ein eigenartiges Buch.










