Muss man sich individuelle Erfahrungen leisten können? Nadire Biskin baut ihren Debütroman jedenfalls auf dieser These auf. Und sie scheint davon so überzeugt zu sein, dass sie pädagogisch auf ihr Publikum im Sinne dieser Einsicht einzuwirken versucht. Dabei kann schwerlich ein guter Roman herauskommen.
Schlagwort: Migration
Wie man einen Frosch kocht – Sasha Marianna Salzmann: Im Menschen muss alles herrlich sein
Dem Mythos nach springt ein Frosch, so man ihn in kochendes Wasser wirft, sofort aus dem Topf – während er, wenn das Wasser nur langsam erhitzt wird, keine Fluchtversuche unternimmt, weil er die Temperaturunterschiede nicht bemerkt. In Sasha Marianna Salzmanns zweitem Roman dient als Kochwasser ein korrupter sowjetischer Staat, in dem seine BürgerInnen – Salzmanns ProtagonistInnen – weichgekocht werden, bis nur noch wenig Lebendiges und Ehrlich-Authentisches an ihnen ist. Das titelgebende Tschechow-Zitat ist bittere Ironie, weil die Autorin ausschließlich das Gegenteil umschreibt: Herrlich ist da wenig, beherrscht schon eher. Auch 30 Jahre, nachdem der Ofen ausging, kann das Kochwasser noch salzig genug sein, lähmt es die Frösche noch.
„Fick dich einfach“– Hengameh Yaghoobifarah: Ministerium der Träume
Traum, Trauma, Traumfabrik, das ist der Stoff, aus dem Hengameh Yahghoobifarahs Erstlingswerk gemacht ist. Unter der Oberfläche dieser körperlosen Begriffe geht es sehr handgreiflich zu.