Großmutters Landschaft, eine zerfallende Familie – Christoph Geiser: Grünsee

Christoph Geisers Roman Grünsee ist der erste Band der Werkausgabe, aber nicht der erste Roman des Autors. Dennoch scheint die Wahl ein kluger Zug zu sein, denn dieser Roman bietet einen wunderbaren Einstieg in die literarische Welt Geisers und damit auch in die zweibändige Familienerzählung. Der Leser folgt hier einem personellen Ich-Erzähler, der durchaus als ein Alter Ego des Autors erscheint und aus dessen Sicht die doppelsträngige Erzählung präsentiert wird. Aber – und das ist große Kunst – der Erzähler drängt sich nicht zwangsläufig als Hauptfigur auf, vielmehr begleitet man ihn durch Vergangenheit und Gegenwart, in denen er jeweils seinen eigenen Platz hat. Wobei das Vergangene eine Familiengeschichte zeigt, die sich vor allem in und um das Feriendomizil seiner Großmutter in Zermatt dreht, während das Jetzt bedeutsam das Resultat aufzeigt.

Kritik der Kritik der Kritik – Gespräche zur Rettung der Literaturkritik

Stirbt die Literaturkritik? Gehören die gegenwärtigen Klagen über den Zustand der Kritik bloß zu jenen Nebengeräuschen, die der Betrieb immer produziert hat? Oder muss sich wirklich etwas ändern, damit die Literaturkritik bestehen kann? Brauchen wir sie eigentlich überhaupt? Dieses und mehr untersucht Aufklappen in diesem Sommer in einer Reihe von Interviews mit Literaturkritikerinnen und -kritikern.

Quallenqual unter der Sonne – Joshua Groß: Flexen in Miami

Flexen: Dem Duden entnimmt man ‚trennschleifen‘, die Süddeutsche Zeitung schreibt ‚angeben‘, aber auch ‚posen‘ oder ‚hart rappen‘ und gibt damit Auskunft über die Bedeutung in der Jugendsprache. In Joshua Groß’ neuem Roman ‚Flexen in Miami‘ lesen wir von einem jungen Mann, dem es durch ein Schriftsteller-Stipendium ermöglicht wird, sorglos die Tage in Miami zu verleben. Es geht ihm eigentlich gut, doch weiß er nicht recht wohin mit sich. Während er selbst in Wollsocken die Klimaanlage anflext, müsste ein Trennschliff seinem Klotz vor dem Kopf beikommen.