Kritik der Kritik der Kritik – Gespräche zur Rettung der Literaturkritik

Ankündigung

Von Larissa Plath und Pascal Mathéus

Stirbt die Literaturkritik? Gehören die gegenwärtigen Klagen über den Zustand der Kritik bloß zu jenen Nebengeräuschen, die der Betrieb immer produziert hat? Oder muss sich wirklich etwas ändern, damit die Literaturkritik bestehen kann? Brauchen wir sie eigentlich überhaupt? Dieses und mehr untersucht Aufklappen in diesem Sommer in einer Reihe von Interviews mit Literaturkritikerinnen und -kritikern.

Kritik und Krise gehören zusammen. Seit es sie gibt, hadert die Literaturkritik mit sich selbst, wird von Lesern und Literaten immer wieder für obsolet erklärt, befindet sich im permanenten Verteidigungsmodus.

Bisher hat sich die Literaturkritik allen Unkenrufen zum Trotz behauptet. Im Moment scheint die Lage jedoch besonders brenzlig zu sein. Die Explosion des Angebots auf dem Unterhaltungsmarkt, der Zeitungsschwund und die dies alles beschleunigende Digitalisierung bedrohen die Literaturkritik in ihrer Existenz. Literaturkritik verschwindet zusehends aus Zeitungen, fliegt aus Radioprogrammen, weicht Formaten, die Literatur weniger kritisch, sondern mehr im Gestus der launigen Empfehlung oder des auf die Biographie des Autors oder der Autorin gerichteten Gesprächs behandeln.

Dazu wird die Literaturkritik von einer sich mündig der neuen digitalen Wortmeldungsmöglichkeiten bedienenden Leserschaft herausgefordert. Auf den Portalen von Buchgroßhändlern und Verlagen kann jedermann Bücher rezensieren. Reichlich wird davon Gebrauch gemacht, nicht selten in ausdrücklicher Frontstellung gegen die angeblich im Elfenbeinturm erstarrte, abgehobene Denkwelt des Feuilletons. Everyone’s a critic hat der Literaturwissenschaftler, -kritiker und -blogger Johannes Franzen gerade einen Aufsatz genannt, der diese Entwicklungen beschreibt.

Da wir jedoch vom Wert der Literaturkritik als zwischen Kunst und Gesellschaft vermittelndem Medium, vom Wert des Kritikers als wichtigem, weil gut informierten Akteur in der Debatte um guten Geschmack und vom Wert der Kritikerin als kongenialer Interpretin schriftstellerischer Werke überzeugt sind, wollen wir bei Aufklappen dem Verfall nicht tatenlos zusehen.

In einer Reihe von Interviews mit Literaturkritikerinnen und -kritikern unterschiedlichster Couleur wollen wir herausfinden, was zu tun ist, um die Literaturkritik zu retten. Falls sich dabei zeigen sollte, dass das gar nicht nötig ist – umso besser. In jedem Fall wollen wir ermitteln, wo Literaturkritik heute steht, welche Mittel ihr zur Verfügung stehen, um ihr Publikum zu erreichen und welche Ausrichtung sie verfolgen sollte, wenn sie wieder stärker öffentlich wahrgenommen werden will.

Wir, das sind: Larissa (29), Masterstudentin (und demnächst Absolventin) der Anglistik und Allgemeinen Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal, freie Redakteurin (u.a. Volltext) und Bloggerin. Seit kurzem schreibt sie Rezensionen für Aufklappen, hoffentlich bald auch für weitere Medien; der nötige Idealismus ist vorhanden.

Und: Pascal (31), Doktorand und Assistent an der Universität Zürich, Blogger und Social-Media-Content-Creator hat literaturkritische Texte im Hamburger Abendblatt und bei Volltext veröffentlicht. Regelmäßig erscheinen seine Rezensionen bei Aufklappen, literaturkritik.de und im Wetzsteinbrief. Er wäre gerne Literaturkritiker, traut sich aber vorläufig noch nicht, sich so zu bezeichnen.

Weil Larissa und Pascal also Literaturkritiker werden wollen, sind sie darauf angewiesen, dass es diesen Beruf auch in Zukunft noch geben wird. Wie bläute es Kevin Kühnert der SPD auf dem 2017er Parteitag so schön ein? „Wir haben ein Interesse daran, dass hier noch was übrig bleibt von diesem Laden, verdammt nochmal!“ Also, bitte!

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Foto: Pascal Mathéus

5 Kommentare zu „Kritik der Kritik der Kritik – Gespräche zur Rettung der Literaturkritik

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