Warum sollte man das eine lassen, um das andere tun zu können? Diese Frage stellt sich der Soziologe Natan Sznaider in seinem für den Deutschen Sachbuchpreis nominierten Buch zur Lage der Erinnerungskultur in Deutschland und der Welt. Das eine ist die Erinnerung an die Shoa, das andere die an den Kolonialismus. In seinem klugen, ausgewogenen Buch plädiert Sznaider für eine Ausweitung der Perspektive, die integrativ wirken könnte, ohne die Dinge zu vereinfachen.
Schlagwort: Sachbuch
Make Realpolitik sexy again – Yasmine M’Barek: Radikale Kompromisse
Die ‚Polarisierung‘ der Gesellschaft ist nicht zufällig ein Lieblingsthema im Feuilleton und auf dem Sachbuch-Markt: Gut lässt sich darüber vom Standpunkt gefühlter Wahrheit respektive der Twitter-Exegese schreiben und auf die Furcht vor dem ‚Verlust der Mitte‘ ist unter deutschen Lesern Verlass. Auch Radikale Kompromisse der ZEIT-Redakteurin Yasmine M’Barek kreist um den Befund der Polarisierung, aber das Buch kommt anders daher als vergleichbare Analysen. Nicht als Warnruf, sondern als positives Plädoyer für „ein Revival echter Realpolitik“.
Hat die Literatur versagt? – Interview mit Uwe Wittstock
Was kann die Literatur leisten, wenn ein Diktator nach der Macht greift? Der Literaturkritiker Uwe Wittstock hat einen packenden Bericht über die ersten Wochen der Nazi-Diktatur geschrieben. Binnen weniger Wochen wurde damals die Öffentlichkeit gleichgeschaltet, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller mussten sich ad hoc positionieren. Nur wenige taten sich durch Zivilcourage hervor. Trotz aller Bitternis weiß Wittstock von kleineren und größeren Siegen der Literatur zu berichten.
Die Liebe, ihre Wahrheiten und ihre Lügen – Şeyda Kurt: Radikale Zärtlichkeit
Şeyda Kurt stellt die Liebe in Frage. Das klingt groß für 200 Seiten, doch das herausragende Debüt ist perfekt. Die Aufmerksamkeit, die es gerade bekommt, ist mehr als verdient. Şeyda Kurt macht klar: Wir alle brauchen eine politische Veränderung der Zärtlichkeit.
„Wir werden einfach nicht glücklicher“ – Svenja Flaßpöhler: Sensibel
Svenja Flaßpöhler ist umstritten. Immer wieder gerät sie mit ihren provokanten Äußerungen ins Kreuzfeuer. Dementsprechend vielstimmig fallen die Urteile zu ihrem aktuellen Sachbuch Sensibel aus, indem sie eine Reise durch die Jahrhunderte und verschiedene beteiligte Wissenschaften unternimmt, um das aktuell heiß umkämpfte Thema der gesellschaftlichen Empfindlichkeit zu ergründen. Kein Wunder – denn auch wenn sie sich vornimmt, „frei von Polemik“ zu argumentieren, so liefert sie doch genug Zündstoff, um diejenigen Leser in die Luft gehen zu lassen, die nur darauf warten. Doch wer den Filter beiseitelegen mag, könnte in diesem Buch einen höchst wertvollen Beitrag zur aktuellen gesellschaftlichen Debatte finden.
Kaleidoskop der Sprachbegegnungen – Rita Mielke: Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen
Rita Mielke ist fasziniert von Sprachkontakten. In liebevoll illustrierten Kurzportraits schildert sie vielgestaltige Sprachbegegnungen vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart und die Vielfalt von menschlichen Begegnungen, in denen diese eingebettet sind. Dabei teilt die Autorin charmant und eingängig ihre Neugierde und Leidenschaft für Sprache.
Komm! Ins Offene, Freund! – Ingeborg Gleichauf: Hannah Arendt und Karl Jaspers
Wie häufig sind gelingende Gespräche? Gespräche, in denen wirklicher Austausch stattfindet, beide Beteiligten etwas gewinnen und nicht bloß Mauern aus längst schon feststehenden Standpunkten aufgetürmt werden? Ein Beispiel für ein lebenslang gelingendes Gespräch hat sich die Biographin und Sachbuchautorin Ingeborg Gleichauf vorgenommen. Ihr Buch weckt Sehnsucht nach echter Freundschaft.
Noch ein Klischee gefällig? – Sophie Passmann: Komplett Gänsehaut
„Einmal Inventur im ganzen Leben” betreiben, nimmt sich Sophie Passmann mit ihrem neuen Buch vor. Entstanden ist aus dem radikalen Vorhaben eher eine bunte Sammlung von manchmal wenig originellen Anekdoten und Beobachtungen.