In seinem neuen Band begibt sich Ferdinand von Schirach in eine erzählende Sachlichkeit. Auf der Suche nach Erinnerungen, die das Vergangene bewahren oder aussparen. Der Stille Freund wird zum Grat, auf dessen Seiten Wahrheit und Wirklichkeit selten gleichzeitig beschienen werden oder unmerklich.
Autor: jascha
Fremd im eigenen Tal – Julia Jost: Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
Was die jungen Jahre als Kind so alles mit sich bringen. Jede und Jeder hat so seine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Leben im Hause der Eltern und der unfreiwilligen Nachbarschaft gemacht. Julia Jost schreibt einen Roman darüber, wie es sich als Kind angefühlt hat, die Gegend doch fremder zu erfahren, als es das eigene Leben darin ist.
Die unerträgliche Leichtigkeit des Scheins oder Ein Halbes leben – Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens
Terézia Moras neuer Roman Muna oder Die Hälfte des Lebens ist eine spannende Herausforderung für alle Leser und Leserinnen. In für sie ungewöhnlicher Weise präsentiert die Autorin hier in einen Text, dessen schonungsloses Erzählen die autobiographische Perspektive der Ich-Erzählerin nutzt, um das Erwachsenwerden einer jungen Frau zu portraitieren, die sich selbst in ihren Umständen gefangen hält und darüber hinaus kaum Freiheit in den eingeübten gesellschaftlichen Arrangements finden kann. Ein wenig naiv mag es einem vorkommen, aber ist es das wirklich?
Beseelte Heiterkeit – Ferdinand von Schirach: Regen
Ein typisches von Schirach-Buch könnte man meinen, mit Regen wieder in der Hand zu haben, aber gegen aller Gewohnheit inszeniert der Autor hier ein ganz anderes Genre, was dem Leser aber nicht unbedingt sofort auffällt.
Immer noch irgendwo dazwischen – Ivna Žic: Wahrscheinliche Herkünfte
In ihrem jüngst erschienenen Buch Wahrscheinliche Herkünfte vereint Ivna Žic vier essayistische Texte, die sich mit ihrer Frage nach der Herkunft beschäftigen. Das Angebot ist vielfältig; die Autorin bewegt sich zwischen Poetikvorlesung und Recherchearbeit, zwischen Fragen nach unerzählten Teilen der Familiengeschichte und der Auseinandersetzung mit Sprache und Mehrsprachigkeit.
„Literatur darf nicht starr sein. Es gibt nicht irgendwelche starren Vorstellungen“ – Interview mit Christoph Geiser
Nach einem langen schriftstellerischen Leben würdigt der Secession Verlag das literarische Schaffen Christoph Geisers mit einer 13-bändigen Werkausgabe. Es wirkt wie ein Schlusspunkt. Doch schaut man genau hin, dann fällt auf: der 13. Band ist noch nicht einmal geschrieben. Ein Gespräch über die Herkunft, das literarische Leben und die Bedeutung der Literatur.
Zerrüttende Verhältnisse – Christoph Geiser: Brachland
Mit Brachland liefert Christoph Geiser die Fortsetzung seines Familienromans Grünsee und den zweiten Band seiner Werkausgabe. Im Mittelpunkt des Romans steht der Vater. Ein gesellschaftlich angesehener Kinderarzt, der auch gerne im Mittelpunkt der Familie stehen würde, dort aber aufgrund seiner patriarchalen Ansprüche untergeht und schließlich als selbstgewählter Außenseiter im Elsass landet.
Großmutters Landschaft, eine zerfallende Familie – Christoph Geiser: Grünsee
Christoph Geisers Roman Grünsee ist der erste Band der Werkausgabe, aber nicht der erste Roman des Autors. Dennoch scheint die Wahl ein kluger Zug zu sein, denn dieser Roman bietet einen wunderbaren Einstieg in die literarische Welt Geisers und damit auch in die zweibändige Familienerzählung. Der Leser folgt hier einem personellen Ich-Erzähler, der durchaus als ein Alter Ego des Autors erscheint und aus dessen Sicht die doppelsträngige Erzählung präsentiert wird. Aber – und das ist große Kunst – der Erzähler drängt sich nicht zwangsläufig als Hauptfigur auf, vielmehr begleitet man ihn durch Vergangenheit und Gegenwart, in denen er jeweils seinen eigenen Platz hat. Wobei das Vergangene eine Familiengeschichte zeigt, die sich vor allem in und um das Feriendomizil seiner Großmutter in Zermatt dreht, während das Jetzt bedeutsam das Resultat aufzeigt.
Nachmittägliche Aus-lese – Ferdinand von Schirach: Nachmittage
Nachmittage ist der neue Band von Ferdinand von Schirach überschrieben, in dem sich der Schriftsteller wieder einmal mit persönlichen ebenso wie mit juristischen Erlebnissen auseinandersetzt. Anders als in dem drei Jahre zuvor erschienenen Kaffee und Zigaretten beschäftigt sich von Schirach nicht mit frühen familiären Begebenheiten, sondern setzt sich als Autor, als Schriftsteller ins Bild – quasi im Nachmittag seines Lebens sich aufhaltend – und befasst sich vor allem mit dem Schreiben.
Ein Drang nach Identität – Simoné Goldschmidt-Lechner (SGL): Messer, Zungen
Was bleibt einem übrig, wenn Fragen an die Vergangenheit unbeantwortet bleiben? Simoné Goldschmidt-Lechner gräbt autofiktional in losen persönlichen Fragmenten herum, um einen Roman zu präsentieren, der eine ganz eigene Familiengeschichte stückhaft zusammenfügt. Daraus gewinnt sie eine Idee der Identität und des Seins. In der Geschichte wird alles mit dem Wissen der Gegenwart betrachtet; vergangene Missverständnisse, Fehler oder Verhaltensweisen, aber auch die Sprache oder die Sprachen sind maßgebliche Faktoren für das Selbstverständnis der Protagonistin namens Mädchen.










